Wie jedes Jahr im Januar haben wir auch heuer ein paar Urlaubssachen und die Probeflaschen des neuen Jahrganges eingepackt. Es ist schon Tradition, dass wir in anderer Umgebung – bevorzugt in Hörweite zum Strand auf Rügen – die nächste Saison besprechen, die Entwicklung der Jungweine prüfen, ein wenig zur Ruhe kommen und Kraft für die vor uns liegenden Aufgaben sammeln.
Dies ist nun der 10. Jahrgang, den wir auf die Flasche bringen. Bisher haben wir viel erreicht – wir haben treue Kunden gewonnen, schöne Geschäftsbeziehungen geknüpft, gastro- und genussverrückte Menschen getroffen (von denen einige zu Freunden und Freundinnen geworden sind), wir haben unseren kleinen Weinkeller erweitert und die bewirtschafteten Rebflächen sukzessive vergrößert. Wir wurden 2018 mit einer Traube im Gault Millau und einem Stern im VINUM WEINGUIDE ausgezeichnet – Momente, die wir nie vergessen werden. Die Entwicklung, die der VINUM abbildet, macht uns zugleich stolz und demütig – unsere inzwischen drei Sterne konnten wir mit unserem aktuellen Jahrgang bestätigen. Ganz nebenbei haben wir glücklich unseren 10. Hochzeitstag gefeiert und versucht, alle Kinder irgendwie auf ihren Weg zu bringen.
Der Jahrgang 2022 wird allerdings der letzte in diesem Umfang und in dieser Vielfalt sein. Die hinter uns liegenden 10 Jahre waren verrückt, überraschend, aufregend und letztendlich erfolgreich – aber auch anstrengend, kräftezehrend, zeitintensiv und steilhangbedingt sehr mühsam.
Unser Weingut ist zu klein, um eine Familie zu ernähren oder gar Personal zu beschäftigen, aber zu groß, um alles allein zu bewältigen. Es ist uns in den letzten Jahren nicht gelungen, Weinbergflächen zu kaufen oder zu pachten, die möglichst nebeneinander liegen, die eine weitere Mechanisierung zulassen oder einfach groß genug sind, um wirtschaftlich eine Einheit zu bilden. Wir müssten dennoch in absehbarer Zeit kräftig investieren, um die Abläufe im Weinkeller zu verbessern und im Weinbau Arbeitserleichterungen zu ermöglichen oder/und einen Standort suchen, der die täglichen Arbeitswege minimiert. Dies alles – angesichts der Preissteigerungen bei Material und Energie, der gesundheitlichen Konstitution und der Einsicht, dass wir wahrlich keine Jungwinzer mehr sind – ließ uns in den letzten Monaten verstärkt zweifeln.
Und dann kam der Ruf aus der Lausitz. Von einem Ort, der für uns einen Zauber ausstrahlt – von Menschen, die uns wichtig geworden sind – von einem Weinberg, der Potenzial verspricht – von einer Baustelle, auf der gerade ein Weinkeller entsteht.
Stefan wird also ab Februar 2023 Betriebsleiter in der Lausitz, bei dem wohl am weitesten im Osten liegenden Weingut Deutschlands – Marbachs Wolfshügel in Jerischke. Wir freuen uns auf die neuen Herausforderungen, auf einen wunderbaren Weinberg – gelegen auf einer Endmoräne im Muskauer Faltenbogen – und auf einen modernen Weinkeller mit Vinothek.
Und die „Stefan-Bönsch-Weine“? Die wird es – nach dem noch umfangreichen Jahrgang 2022 – weiter in kleiner Edition geben. Die Scheurebe und der Grüne Veltliner, Blanc de noir aus Spätburgunder und unser feiner Winzersekt bleiben auf der Angebotsliste. Denn natürlich behalten wir ein paar kleine Rebanlagen in Sachsen und unsere Produktionsstätte in Langebrück. Hier sind wir nach wie vor anzutreffen – wenn auch nicht mehr so oft, aber zuverlässig nach Absprache und gern zum Abholen der Weine. Und auch wenn der Winzer das Wort „Glühwein“ im Januar nicht mehr hören mag – wir sind mit unserem hausgemachten Glühwein weiter auf dem legendären Langebrücker Straßenweihnachtsmarkt anzutreffen.
Unsere Jungweinprobe in Langebrück planen wir für den 1. Mai 2023 – wir öffnen den Ausschank und bieten Kostproben des kompletten Jahrgangs an.
Wir werden berichten, sobald die 2022er Weine gefüllt sind und der Verkauf startet. Bis dahin gibt es noch ein paar aktuelle Weine auf unserer Bestellliste unter www.stefan-boensch.de/weinbestellung.
Wir freuen uns auf einen neuen Lebensabschnitt und sind gespannt, welche Überraschungen das Leben bereithält. Wir wünschen uns weiter so eine genussvolle Weintrinkergemeinde und vor allem GEDULD. Denn so ein Weinberg entwickelt sich nicht von heute auf morgen und nicht ohne Rückschläge; ein guter Wein entsteht nicht im Handumdrehen und auch für Vertrauen in den richtigen Weg, in die Kreisläufe der Natur und in die Beziehungen zu den Menschen braucht es Zeit.
Bleibt gesund und uns gewogen – Zum Wohl!
Stefan und Andrea Bönsch

Wir lieben es, wenn sich Menschen begegnen.
Deswegen machen wir Wein.
Mit Leidenschaft.